Feuer im Serverraum: Das gibt es hinsichtlich Abwehr und Bekämpfung zu wissen

Wo viel Strom verbraucht und Abwärme erzeugt wird, da ist ein gewisses Brandrisiko niemals weit entfernt. Dementsprechend unterliegen Serverräume und -schränke immer der Gefahr, gleichsam Ursache und Raub der Flammen zu werden.

Dabei steht eines felsenfest: Ein solcher Brand ist ein Super-GAU sein. Denn wenn es im Serverraum brennt, dann sind nicht nur beträchtliche finanzielle Werte in Gefahr, sondern es geht um regelrecht ruinöse Risiken. Dadurch muss jedes IT-Talent zumindest in Grundzügen auch ein Experte für das Thema Feuergefahr und Brandbekämpfung sein.

Warum Serverräume buchstäblich und sprichwörtlich brandgefährlich sind

Wo Strom fließt, entsteht durch elektrische Widerstände automatisch immer Wärme. Und kommt es zu technischen Problemen, kann es je nach Spannung zu Lichtbögen kommen, zu Schmorbränden und diversen davon ausgelösten weiteren Brandgefahren.

Serverräume, Rechenzentren und Ähnliches stellen hierbei eine besondere Qualität dar:

  1. Sie sind teilweise extrem umfassend, bestehen aus unterschiedlichsten Geräten und sehr vielen Leitungen. Dadurch gibt es hier eine Menge potenzielle Fehlerquellen, die zur Brandursache werden können.
  2. Aufgrund der häufig luftbasierten Kühlung können sich binnen kurzer Zeit große Staubmengen an neuralgischen Punkten ansammeln. Sie können Filter, Luftkanäle usw. verstopfen, wodurch Lüfter mehr leisten müssen, was wiederum Überhitzung begünstigt. Im Extremfall kann es sogar zu sogenannten Staubexplosionen kommen.
  3. Bereits ein kleiner, noch unbemerkter Brand kann wichtige Steuerungs- und Datenleitungen beschädigen. Das verhindert eine Notfall-Datensicherung.
  4. Gehen Daten oder Rechenkapazitäten durch ein Feuer verloren, dann ist ein Unternehmen stets höchstens noch eingeschränkt handlungsfähig. Mitunter kann es sogar gar nicht mehr operieren, bis alle beschädigten Systeme vollständig ersetzt und wiederhergestellt sind. Das kann durchaus den Ruin bedeuten.

Serverraumbrände sind dabei umso gefährlicher, je stärker sich ein Firmenmodell auf die dortigen Gerätschaften stützt. Hinzu kommt: Sowohl die Hitze als auch die Löschmaßnahmen können ganz rasch teure Folgeschäden entstehen lassen.

So sorgte etwa ein Feuer im Serverraum erst im Sommer 2022 in einer süddeutschen Firma für einen Schaden von zwei Millionen Euro – mutmaßlich ausgelöst von einem technischen Defekt in der Elektrik.

Ein Jahr zuvor brannte es massiv in einem Straßburger Datenzentrum. Mehr als 65.000 Kunden des Unternehmens waren betroffen und es kursierte eine Schadenssumme von insgesamt gut 105 Millionen Euro.

Diese beiden Beispiele verdeutlichen vor allem eines: Wenn Serverräume brennen, dann können neben den reinen Brandschäden ganz schnell weitere Unsummen zusammenkommen. Daher sind hier verschiedene Gegenmittel Vorschrift oder zumindest betrieblich-professioneller Usus.

Brandschutz im Serverraum: Die Basics

Der Serverraum ist zunächst einmal eine betriebliche Einrichtung wie jede andere. Daher greifen hier dieselben Basis-Grundsätze, die immer gelten. Das bedeutet, man unterscheidet zwischen zwei Brandschutz-Arten:

  1. Vorbeugender Brandschutz verhindert ein Ausbrechen von Feuer.
  2. Abwehrender Brandschutz verringert die Auswirkungen von Bränden auf ein Minimum.

Innerhalb dieser Arten finden sich weitere Unterteilungen, die durch Gesetze, Normen und ähnliche Vorgaben weiter ausdefiniert werden – teils allgemein für den betrieblichen Brandschutz, teils speziell für den Risikofaktor Serverraum.

Werfen wir dazu jetzt einen Blick, wie dies alles in einem typischen Serverraum in der Praxis aussehen kann.

Baulicher Brandschutz

Baulicher Brandschutz umfasst alles, was den Serverraum aus architektonischer Hinsicht ausmacht. Er ist zwar de facto ein vorbeugender Brandschutz. Ebenso verhindern die meisten seiner Maßnahmen ein weiteres Ausbreiten der Flammen – fungieren also auch im Sinne eines abwehrenden Brandschutzes.

Eine besonders wichtige Rolle hierbei spielt die EN 1047-2. Sie gilt für Serverräume und Datencenter derzeit als Goldstandard, weil sie im Vergleich mit anderen Richtlinien die strengsten Vorgaben macht. Wichtige Vorgaben hieraus:

  1. Böden in Doppelboden-Ausführung mit Stahlbeton-Basis und feuerfestem Doppelboden-Material.
  2. Wände aus Baumaterialien ohne kristalline Wasserbindungen – daher sind beispielsweise keine Gipskartonplatten gestattet. Kristallwasser dampft bei Bränden aus und schädigt dadurch die Technik weiter.
  3. Türen, die wasser- und gasdicht sind sowie idealerweise automatisch schließen und mit Rauch-/Branddetektoren gekoppelt sind.
  4. Decken aus Stahlbeton, idealerweise verkleidet mit Stahlblech oder freigegebenem Isoliermaterial.
  5. Brandlastreduktion durch das Verbannen von Gas- und Wasserleitungen sowie ungenutzter Elemente aus dem Raum.

Weiter müssen alle(!) Kabel in vorgeschriebenen Abständen verlegt werden. Zusätzlich können Sauerstoffreduktionsanlagen vorgeschrieben werden. Sie reduzieren die normalerweise 20,94 Prozent Sauerstoffgehalt in der Atemluft auf einen deutlich geringeren, aber für Menschen noch nutzbaren Wert von mindestens 15 Prozent – meist durch Ersetzen mit Stickstoff, weil er für die Atmung und somit die Arbeit im Serverraum am unproblematischsten ist.

Dadurch fehlt Bränden ein ganz entscheidendes Element – Sauerstoff. In der Folge können Feuer entweder gänzlich unterbunden werden oder durch Sauerstoffmangel deutlich weniger umfassend wirken.

Anlagentechnischer Brandschutz

Hinter diesem Begriff stehen Maßnahmen, die einen Brand unterdrücken können. Damit sind vor allem Elemente gemeint, die a) Feuer und/oder Rauch rechtzeitig erkennen und b) im Fall der Fälle eigenständig oder durch manuelle Auslösung Löschmaßnahmen einleiten können.

Wichtig für ersteres: Die Systeme müssen trotz der zunächst geringen Rauchkonzentration durch die ständige Luftumwälzung der Kühlung rasch einen Brand erkennen können. Daher greift man beispielsweise zu Meldern, die in die Luftlenkung integriert und extrem empfindlich sind.

Wichtig für letzteres: Von allen möglichen Löschmitteln/-methoden ist nur ein Bruchteil zur Brandbekämpfung in Serverräumen geeignet. Hauptsächlich deshalb, weil bislang durch die Flammen unbeteiligte Bestandteile ebenfalls beschädigt werden können. Hier existiert durchaus ein Unterschied der Philosophien zwischen verschiedenen Unternehmen. Manche würden niemals Wasser nutzten, weil es die gesamte Technik schädigt. Andere hingegen nutzen es reichlich, weil sie den Gebäudeschutz als wichtiger erachten.  

Ebenso sind Löschmittel, bei denen eine extreme Abkühlung unter den Gefrierpunkt droht, kritisch – wie es beispielsweise bei Kohlendioxidlöschmittel der Fall ist. Sie sollten nur für den punktuellen, gezielten Einsatz genutzt werden. Also primär in Handlöschern.

Was automatische Gasflutungs-Löschsysteme anbelangt, empfehlen Experten heute die Verwendung von Argon und einigen wenigen anderen nicht-toxischen Industriegasen. Andere Gase sind möglich, stellen aber dann hohe Zusatzanforderungen personeller Natur, weil sie den Serverraum binnen Sekunden mit nicht atembarem Gas füllen.

Organisatorischer Brandschutz

Die dritte wichtige Form des Brandschutzes im Serverraum ist das, was man landläufig unter dem Begriff „menschliches Verhalten“ zusammenfasst. Hierzu zählt alles, was durch korrektes Verhalten Brände verhindert, ihre Auswirkungen hemmt und die Brandbekämpfung erleichtert.

Das beinhaltet unter anderem Folgendes:

  • Das Aufstellen und Bekanntmachen von Serverraum-bezogenen Regeln, Vorschriften und Verhaltensmaßnahmen für alle Mitarbeiter, die sich darin aufhalten.
  • Das Untersagen von brandauslösenden oder -fördernden Tätigkeiten – allem voran Rauchen. Dazu E-Zigaretten oder eigenmächtiges Justieren von Lüftungseinrichtungen. Hierzu gehört ebenfalls das Verbot, Brandschutztüren zu fixieren.
  • Regelmäßige Reinigungen in passenden Intervallen und vor allem mit für IT freigegebenen Reinigungsmitteln – mitunter eine Arbeit, die durch Fachbetriebe erledigt werden sollte.

Wichtig für junge IT-Fachkräfte ist zudem folgendes: Zwar müssen Unternehmen nicht universell einen Brandschutzbeauftragten bestellen. Wo Serverräume vorhanden sind, kann ein solcher Experte jedoch auf Umwegen wie Versicherungsverträge oder technische Arbeitsstättenregeln verpflichtend sein.

Diese Fachleute sind für den jeweiligen Serverraum die wichtigste Instanz und daher grundsätzlich erster Ansprechpartner für sämtliche Fragen.

Datensicherung als Leitlinie

Selbst die jüngsten IT-Profis lernen bereits, wie wichtig es ist, zumindest von den wichtigsten Daten Backups zu erstellen. Schlicht, weil nur an einem einzigen Ort vorhandene Datensätze unwiderruflich gelöscht werden können – mit womöglich fatalen Folgen.

Experten votieren deshalb dafür, wenigstens die wichtigsten Daten auf den Servern in Form ständig mit Updates versorgter Backups vorzuhalten – naturgemäß räumlich weit vom Serverraum entfernt.

Feuer im Serverraum – und jetzt?

Eines steht zweifelsfrei fest: Trotz Einhaltung aller vorbeugenden Maßnahmen können dennoch Brände im Serverraum auftreten. Etwa aus nicht erkennbaren technischen Defekten resultierend.

Wichtig ist es für jede IT-Fachkraft, genau zu wissen, auf welche Systeme von Erkennung und Bekämpfung man hier setzt. Einige Meldeanlagen können nur die Belegschaft alarmieren, andere zusätzlich und automatisiert die Feuerwehr rufen. Ähnlich sieht es bei Löschsystemen aus, wobei sie längst nicht in jedem Unternehmen installiert sind.

An dieser Stelle daher die wichtigsten Verhaltensmaßregeln für solche Fälle:

  1. Menschenleben gehen stets vor Tierleben und erst danach folgen Sachwerte.
  2. Jeder Brand erfordert es, die Feuerwehr unter der 112 zu alarmieren. Dafür empfiehlt sich dringend das „5-W“-Schema.
  3. Melden an die Feuerwehr und Warnen von anderen im Raum/Gebäude geht stets vor allem anderen.
  4. Brände werden durch Laien nur bekämpft, wenn der brennende Gegenstand in Rauch und Flammen noch erkennbar ist.
  5. Wenn es irgendwie möglich ist, vor dem Verlassen des Raumes Lüftungsanlagen abstellen und Fenster bzw. andere Zugänge schließen.
  6. Niemals Aufzüge benutzen
  7. Halsausschnitt der Oberbekleidung vor Mund und Nase hochziehen und möglichst tief gebückt gehen – dicht am Boden ist die Rauchbelastung stets am geringsten.

Der Serverraum und alles, was darin steht und gespeichert ist, mag wichtig und teuer sein. Ungleich wichtiger und kostbarer sind jedoch die Leben der Mitarbeiter. Deshalb bitte niemals den Helden spielen, um Technik oder Daten zu retten – höchstens, um Kollegen zu helfen.


Bildnachweis: stock.adobe.com © weerapat1003

Rückmeldungen