Breitbandausbau in Deutschland

Die Nutzung des Internets hat sich in den letzten Jahren radikal verändert, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich. Wir wollen möglichst schnell surfen, Filme und Serien streamen, Videos und Fotos hochladen und natürlich latenzfrei „zocken“. Um den Breitbandausbau voranzutreiben, hat die Bundesregierung ein eigenes Förderprogramm aufgesetzt.

Ziel des „Bundesförderprogramm für den Breitbandausbau“ ist es, alle Haushalte in Deutschland mit schnellem Internet zu versorgen. Jeder soll die Möglichkeit haben, einen schnellen Breitbandanschluss buchen zu können, „weiße“ Flecken auf der Landkarte sollen geschlossen werden. Denn gerade in einigen ländlichen Gebieten gibt es immer noch keine oder nur sehr langsame Anschlüsse mit einer Datenübertragungsrate von teilweise weniger als 1 Megabit pro Sekunde. Die Regierung möchte mit der Förderung erreichen, dass bis 2018 in Deutschland flächendeckend überall eine Downloadgeschwindigkeit von mindestens 50 Mbit/s möglich ist.
Insgesamt werden dafür 2,7 Milliarden Euro in die Hand genommen. So wird der Ausbau auch dort möglich, wo es sich wirtschaftlich eigentlich nicht rechnet. In Deutschland gibt es vergleichsweise viele Internetanbieter (ISP). Da jeder nur ein kleines bis mittleres Stück vom Kuchen bekommt (je nach Kundenanzahl), werden Investitionen in den Ausbau oft gescheut. Da kommt das Geld von der Bundesregierung natürlich gerade recht.

Bandbreiten im Vergleich

Die durchschnittliche Downloadgeschwindigkeit in Deutschland liegt bei 8,7 Mbit/s. Im internationalen Vergleich landen wir damit gerade einmal auf Platz 31. Spitzenreiter auf Platz 1 ist Südkorea mit 25,3 Mbit/s im Schnitt. Das asiatische Land hatte bereits im Jahr 2000 mit dem Ausbau der schnellen Glasfaserleitungen begonnen und genießt heute die Früchte dieser Politik. Südkorea hat damit auch einen großen Abstand zum zweiten Platz, auf dem sich Hong Kong mit 16,3 Mbit/s befindet. Die „Top Ten“ werden von Singapur mit 12,2 Mbit/s abgeschlossen.
Deutschland ist also recht weit abgeschlagen. Immerhin – es tut sich etwas. So wuchs die Bandbreite hierzulande um 13,8 % im letzten Jahr. Allerdings ist auch dies kein Wert, der uns in größerem Maßstab aufholen lässt. Andere Länder, wie beispielsweise Schweden, die im Durchschnitt schon bei 14,1 Mbit/s liegen, weisen eine Wachstumsrate von 28,7 % auf.

Strategie des Ausbauplans

Die Förderung vom Bund wird an die Kommunen und Landkreise in unterversorgten Gebieten ausgezahlt. Diese sollen Ausbauprojekte eigenständig planen, beginnen und durchführen. Dabei wird nach zwei Modellen unterschieden. Mit dem „Wirtschaftlichkeitslückenmodell“ sorgt die Kommune dafür, dass die „Wirtschaftlichkeitslücke“ eines Unternehmens geschlossen wird, welches in einem unterversorgten Gebiet ein Breitbandnetz aufbaut. Dem gegenüber steht das „Betreibermodell“. Hier geht es darum, der Kommune die Möglichkeit zu geben, eigene passive Strukturen wie zum Beispiel Glasfasernetze zu errichten. Diese werden dann an die Netzbetreiber verpachtet. Pro Projekt in einer Kommune können bis zu 10 Millionen Euro durch die Förderung gezahlt werden. Der Eigenanteil der Kommunen liegt dabei im besten Fall bei 10 Prozent (bei Kombination mit weiteren Förderungen). Bevor ein Projekt bewilligt und förderungsfähig wird, muss es ein Scoring durchlaufen. Punkte werden etwa dafür vergeben, wie realistisch die Fertigstellung des Projekts bis 2018 ist, wie hoch die durchschnittlichen Kosten pro Anschluss liegen und wie hoch die Bevölkerungsdichte in dem Gebiet ist. Am Ende des Scorings steht die Entscheidung, ob das Projekt durchgeführt wird.

Umsetzung technisch betrachtet

Es stellt sich nun natürlich die Frage, wie Länder, Kommunen und vor allem die Telekommunikationsunternehmen das Vorhaben umsetzen. Das Ziel, bis 2018 flächendeckend mehr als 50 Mbit/s anbieten zu können, darf man sicherlich als sehr ambitioniert bezeichnen.
Um das Ziel zu erreichen, wird vor allem die Telekom beim Ausbau vermutlich auf VDSL und Vectoring setzen. Dieses Vorhaben hat allerdings viele Gegner, denn mit beiden Techniken kann man zwar die 50 Mbit/s erreichen, darüber hinaus aber keine Rekorde mehr aufstellen, da es auf der vorhandenen und mittlerweile in die Jahre gekommenen Infrastruktur aus Kupferleitungen basiert.
Herkömmliches (A)DSL wird über Kupferleitungen realisiert und zum Kunden über die Kupferdoppeladern der Telefonleitung geführt. Um eine hohe Datenrate zu ermöglichen, wird ein breites Frequenzband genutzt. Problematisch daran ist, dass aufgrund von Dämpfungseffekten im Kupferkabel die Reichweite des Signals stark eingeschränkt wird. Die Vermittlungsstelle des Providers darf nur wenige Kilometer entfernt sein, um eine hohe Datenübertragungsrate zu erreichen. Die Lösung für dieses Problem heißt Glasfaserkabel. Diese Fasern, auch Lichtwellenleiter genannt, bieten eine nahezu unbegrenzte Geschwindigkeit und weisen keine Dämpfungseffekte wie Kupferkabel auf. Nachteilig sind dagegen die hohen Kosten für das Material sowie die Kosten für das Verlegen. Die Kabel müssen unter der Erde verlegt werden, was hohe Investitionen für den Tiefbau nach sich zieht. Außerdem dürfen Glasfaserkabel nicht stark gebogen oder anderweitig beschädigt werden, da sonst keine Informationen mehr übertragen werden können.
Um VDSL nutzen zu können, werden die Verteilerkästen (in der Nähe vom Haushalt des Kunden) und die Vermittlungsstellen per Glasfaserkabel verbunden. Diese Architektur wird FTTC (Fiber to the curb – Glasfaser bis zum Bordstein) genannt. Das letzte Stück vom Verteilerkasten zum Kunden ist jedoch weiterhin ein Kupferkabel. Damit können schon Datenraten bis zu 52 Mbit/s bei VDSL1 und bis zu 100 Mbit/s bei VDSL2 erreicht werden.
Die vielen Kupferkabel, die in einem Verteilerkasten zusammen laufen, erzeugen untereinander elektromagnetische Störungen und beeinflussen damit die Bandbreite negativ. Mit Vectoring steht eine Technik zur Verfügung, die diese Störungen beseitigt.
Mit der flächendeckenden Verbreitung von VDSL und Vectoring kann also das Ziel der Bundesregierung, 50 Mbit/s flächendeckend anzubieten, realisiert werden. Die Frage ist, wie sinnvoll das ist. Denn mit VDSL2 können derzeit maximal 100 Mbit/s erreicht werden. Die Entwicklung bleibt aber nicht stehen und so sollte eher eine Infrastruktur errichtet werden, die noch weit größere Bandbreiten zulässt. Die einzige Lösung hierfür liegt in den Glasfaserkabeln.

Zukunftssicherer Ausbau

In einem nächsten Ausbauschritt muss es also darum gehen, die Glasfaser möglichst nahe oder sogar bis in die Wohnung bzw. das Haus des Kunden zu führen. Je näher das Glasfaserkabel am Kundenhaushalt ist, desto weniger muss mit Kupfer überbrückt werden. Die verbleibenden Meter Kupferkabel lassen sich größer dimensionieren und damit höhere Bandbreiten übertragen.
In Zukunft wird der Ausbau von Netzarchitekturen wie FTTB und FTTH nötig werden. Bei FTTB (B für Basement – Keller) wird das Glasfaserkabel bis in das Gebäude des Kundenhaushalts geführt. Meist befindet sich der „Hausübergabepunkt“ im Keller. Von hier werden alle Mitparteien mit dem Internet verbunden.
Um dem Ziel, die Kupferstrecke immer weiter zu reduzieren, näher zu kommen, wäre die nächste Ausbaustufe FTTH (H für Home). Das Glasfaserkabel wird dann bis zum Anschluss des Teilnehmers geführt. Die Vollendung des Ausbaus ist die Vollverglasung FTTD (D für Desk – Schreibtisch), bei der die gesamte Übertragungsstrecke zwischen der Vermittlungsstelle und dem Schreibtisch aus Glasfaser besteht. Das bedeutet dann auch, dass zwischen der Anschlussdose und dem Endgerät (Router, PC, etc.) eine Glasfaserverbindung besteht.

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