IT-Revolution in der Unterhaltungsindustrie

Nur VR oder schon die Matrix?

Kaum ein Industriezweig hat nicht nur die Businesswelt, sondern auch die Gesellschaft in diesem jungen Jahrtausend so geprägt wie die Informationstechnologie. Wenn ihr euch die verschiedenen Technologien anseht, mit denen die Menschen heutzutage wie selbstverständlich agieren, dann denkt ihr euch wahrscheinlich auch manchmal, wie das Ganze in dieser vorgelegten Geschwindigkeit noch weitergehen soll. In diesem Artikel wollen wir uns einmal die verschiedenen Technologien, Services und IT-Perks ansehen, die unser Leben bereits heute, aber auch in Zukunft, beeinflussen werden.

Photo by Franki Chamaki, Lizenz CC0 Creative Commons

Cloud-based Content

Eines der großen Schlagworte der 2010er Jahre war das der Cloud-basierten Inhalte. Die Möglichkeit, Daten zentral verfügbar zu machen, anstatt sie lokal auf den Festplatten aller Nutzer gespeichert sind, sollte den Markt revolutionieren. Heute findet man jegliche Services in der Datenwolke. Im Business-Bereich sind dies noch immer viele Dienstleistungen, die Massenspeicher, Backup-Lösungen und Distributed-Computing-Software umfassen, doch gerade im Anwenderbereich reicht Cloud-Computing mittlerweile weit über das einfache Speichern von Dateien hinaus.
Das attraktive Angebot war in der Cloud-Anfangszeit allerdings nicht allein für die Etablierung der Services verantwortlich. Parallel führten starke Überschwemmungen in Thailand dazu, dass Fabriken für Festplattenbauteile beschädigt wurden und die Preise für reguläre Harddrives in die Höhe schossen. Dies hatte, entgegen erster Vermutungen, sicherlich auch einen gewissen Einfluss auf den Erfolg von Cloud-Angeboten.

Streaming

Heute liegt der Fokus insbesondere auf der Bereitstellung von Inhalten für den individuellen Konsum und gerade Musik- und Video-Streaming haben in den letzten Jahren den gesamten Anwender-Markt umgekrempelt. Ein Vergleich mit der Situation der Musikindustrie um die Jahrtausendwende liegt dabei auf der Hand. Durch die Schaffung von attraktiven und bezahlbaren Möglichkeiten, einzelne Musiktitel, anstelle ganzer CDs, kostengünstig und legal online kaufen zu können, wurde damals der florierenden File-Sharing- und Musikpiraterie-Branche der Boden unter den Füßen entzogen.
Im Bereich von Cloud-Streaming-Angeboten war die Ausgangssituation ähnlich. Durch das Fehlen von attraktiven Angeboten für den gelegentlichen Konsum, hatten Piraterie-Plattformen für Musik- und Film-Streaming Hochkonjunktur. Erst durch die Etablierung von Angeboten wie Netflix, Amazon Prime Video und (im Musikbereich) Spotify konnte dies effektiv eingedämmt werden.

Fremde Welten im Wohnzimmer

Neue Technologien sind gerade bei solchen Streaming-Angeboten gern gesehene “Add-Ons”. So setzt sich zum Beispiel die virtuelle Realität im Gaming-Bereich zunehmend durch. Sei es der Horror-Spieletitel oder der Proof-of-Concept-Trailer, der den Zuschauer völlig eintauchen lässt. Oder sei es der Lieblingsspieleklassiker aus der Welt der Casinospiele, der von zu Hause gespielt werden kann, während man sich mittels VR-Headset an einem gefühlt-realen Tisch mit tatsächlichen Mitspielern in einem weltberühmten Casino wähnt. Dabei verlagert sich eine Unterhaltungs-Revolution, für die es Mitte des 20. Jahrhunderts noch große Unterhaltungshochburgen wie Las Vegas oder Atlantic City in den USA brauchte, in die Wohnzimmer der Menschen selbst.
Inzwischen tritt sogar die Hardware mehr und mehr in den Hintergrund.
Bislang galt die Devise, dass die Rechenleistung einzelner Geräte nach exponentiellem Maß steigen muss, damit die technische Entwicklung nicht gestoppt wird. In Zeiten jedoch, in denen Software as a Service steigende Bedeutung erhält und traditionelle On-Board-Lösungen ersetzt, wird zunehmend auch tatsächliche Hardware ausgelagert. Spiele werden so auf gehosteten Servern gespielt und lediglich gestreamt, beziehungsweise Betriebssoftware wartungsfördernd und update-freundlich ausgeführt.
Diese und vergleichbare Technologien zerrütten bereits heute die Art und Weise, wie wir Medien wahrnehmen und Informationen konsumieren. In wenigen Jahren werden sie nicht mehr wegzudenken sein. Dabei ist dieser gigantische Quantensprung erst der Anfang, wodurch IT-Experten in den nächsten Jahrzehnten und darüber hinaus besonders gefragt sein werden.

Virtualisierung der Wirklichkeit

Die Technologien, die von diesem Fortschritt profitieren, beeinflussen allerdings nicht nur den Unterhaltungssektor. Gerade beim Gaming, wenn es darum geht in fremde Welten einzutauchen, ist VR heute der State of the Art und mit zunehmender Rechenleistung sowie grafisch-realistischer Darstellung wird die Technologie hier einen immer größeren Stellenwert einnehmen. Trotzdem sind auch die Möglichkeiten vielfältig, die eine Virtualisierung in verschiedene Geschäftsbereiche trägt. Simulation, medizinische Unterstützung, Training – das alles sind Tätigkeitsfelder, in denen auch das Berufsleben mithilfe von VR Abläufe und Geschäftsprozesse optimieren kann.

Automatisches Kuratieren

Künstliche Intelligenz spielt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle. Auch wenn der Industriestandort Deutschland aktuell gerade in Bezug auf KI stark hinter konkurrierenden Märkten in Amerika und Asien zurückbleibt, bieten sich hier dennoch bedeutende Möglichkeiten und Betätigungsfelder. Auch hier ist das Feld wieder zweigeteilt, mit Businessanwendungen auf der einen Seite (z.B. autonomes Fahren, Prozessoptimierungen und Simulation) sowie anwenderfokussierten Lösungen auf der anderen Seite (z.B. Smart Home und Inhaltekuratierung durch Deep Learning). KI ist und wird auch in Zukunft ein Technologiebereich sein, der als einer der entscheidenden Wettbewerbsvorteile agieren wird.

Ein Leben in der Matrix

Photo by Franck V., Lizenz CC0 Creative Commons

Was aber bringt die Zukunft tatsächlich für den Anwender? Werden die großen Probleme der Menschheit durch KI sowie weitere Hilfstechnologien gelöst werden oder werden am Ende wir den Technologien helfen, die Kontrolle zu übernehmen? Die Horrorszenarien der Science-Fiction-Schreiber und Weltuntergangspropheten malen bereits seit vielen Jahrzehnten ein negatives Bild von Künstlicher Intelligenz, Robotern und den Menschen überragenden Technologien. Wer sich zudem ansieht, auf welch teilweise unerklärliche Weise Deep Learning-Systeme ihre Outputs generieren, kann tatsächlich solche Gedankenspiele konstruieren.

Dennoch: Gerade der Blick in die Vergangenheit zeigt uns, dass solche Bedenken bezüglich aufstrebender Technologien immer existierten und doch im Laufe der Geschichte nie eingetreten sind. Weder hat die Industrialisierung den Menschen aus dem Arbeitsumfeld verdrängt, noch kämpft die Menschheit aufgrund fehlender Arbeit gegen die „Neue Volksseuche Langeweile“.
Im Gegenteil: Der strittige Punkt der Singularität ist sogar längst überschritten. Roboter und KI haben uns in den Bereichen, in denen sie eingesetzt werden, längst in Präzision und Effizienz überholt. Der Aufstand der höheren Computer-Rasse steht dennoch noch immer aus. Möglicherweise haben wir uns da mit unserer Sorge erneut etwas überschätzt.

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