Einblicke in Rechenzentren in Unternehmen
Datenflut & Security
Das Thema Big Data ist schon lange nichts mehr für ausgewählte Kreise von Experten. Mittlerweile müssen sich auch bereits kleine und mittelgroße Unternehmen mit den ungeheuren Datenmengen auseinandersetzen, die die Geschäftsprozesse des 21. Jahrhunderts mit sich bringen. Doch nicht nur das: Der Umgang mit Daten, die Datensicherheit, aber auch der Datenschutz haben es nach diversen Skandalen und Leaks, auch bei großen Unternehmen, in das allgemeine Bewusstsein der Gesellschaft geschafft.
Das bedeutet nicht nur, dass die Kunden zunehmend vorsichtiger und skeptischer werden, mit wem sie ihre Daten teilen, sondern auch, dass sie sich vermehrt dafür interessieren, wie IT-Firmen ihre Informationen aufbewahren, weiterverarbeiten und vor allem vor Angriffen sichern. Kein Wunder also, dass mehr und mehr Unternehmen umfangreiche Einblicke in ihre Datenzentren geben und dies zunehmend als Marketingwerkzeug verwenden, um sich von der Konkurrenz abzusetzen und Kunden zu gewinnen.
Schneeweiße Neubauten in grüner Idylle
Wie moderne Rechenzentren aussehen, zeigt der US-amerikanische Technologiekonzern Apple besonders eindrucksvoll. Die Rechenzentren, die die Firma überall auf der Welt baut, entstehen als massive, weiße Kolossbauten oder symmetrisch angeordnete Gebäudekomplexe, vorwiegend abgelegen in der Natur. Ein solches Rechenzentrum in Mesa, in der Wüste Arizonas, konnte erst kürzlich von Journalisten besucht werden. Auf Rund 120 tausend Quadratmetern sorgen lange Reihen von Serverschränken für ein problemloses Funktionieren der vielen Internet-Services des aktuell wertvollsten Unternehmens der Welt nach Marktwert.
Doch auch die Alphabet-Tochter Google hat bereits 2009 Einblicke in das Herz des Unternehmens gewährt und damit auch eine Flut an interessanten Informationen über den inneren Aufbau ihrer Datenzentren bereitgestellt. So wurde bekannt, dass Google damals, anstelle einer zentralen Lösung, jeden einzelnen Server mit einer eigenen 12V-Notstromeinheit ausstattete, sodass im Falle eines Stromausfalles jede Einheit autonom weiter funktionieren konnte, bis der Strom wiederhergestellt war. Auch das schiere Ausmaß der Einrichtung mit 45 Containern, die je 1160 Server enthielten, wurde damals eindrucksvoll der Öffentlichkeit präsentiert. Seit 2012 ist sogar über Google Streetview jedem ein Blick in ein Google-Rechenzentrum in Lenoir im US-Bundesstaat North Carolina möglich.
Mehrere Level der Sicherheit
Datensicherheit spielt in allen Datenzentren eine existenzielle Rolle; aber besonders wenn es um viel Geld geht, werden ausgeklügelte Mechanismen geschaffen, um maximale Sicherheit zu garantieren. Im Rechenzentrum des Online-Spieleanbieters PokerStars auf der Isle of Man zwischen Irland und Großbritannien, wo auch der Firmensitz des Unternehmens liegt, ist die Sicherheit der Spiel- und Nutzerdaten zentral. Mehrere Sicherheitsebenen mit Kombinationen aus Schlüsselkarten, PIN-Nummern und biometrischen Fingerabdruckscannern sowie detaillierte Log-Einträge über jeden Zugriff und alle Mitarbeiter-Bewegungen im Datenzentrum, stellen eine lückenlose und zeitgemäße Sicherheit auf aktuellem Industriestandard sicher. Nicht nur jedes Spiel, welches auf der Webseite des Anbieters gestartet wird, sondern auch der zentrale Zufallszahlengenerator befinden sich hier hinter den hochgesicherten Türen des britischen Kronbesitzes.
Doppelte Daten – Doppelte Einrichtung
Auch in Deutschland stehen Datenzentren. Die Telekom verfolgt mit ihrem Zwillingszentrum in Biere und Magdeburg in Sachsen-Anhalt einen ganz besonderen Ansatz. In der Elbgroßstadt sowie 15 Kilometer südlich entstanden 2014 mitten in der Magdeburger Börde zwei neue Rechenzentren, die sich exakt gleichen und die gleichen Daten speichern. Am sehr auf Datenschutz ausgerichteten Wirtschaftsstandort Deutschland bietet so die Telekom eine SAP-Cloud-Infrastruktur, die weltweit einzigartig ist: Zum einen werden hier die Daten redundant in zwei Einrichtungen an verschiedenen Orten gespeichert und zum anderen sind die Standorte, aufgrund ihrer Abgeschiedenheit und Unbedenklichkeit bezüglich Erdbeben und anderer natürlicher Einflussfaktoren optimal gewählt. Dazu kommt, dass das nach deutschem Industriestandard entwickelte Programm “Zero Outage” dafür sorgt, dass Ausfälle verhindert und die Datenverfügbarkeit sichergestellt werden – zu 99,999%. Nach dem Ausbau der Anlage stehen den Kunden insgesamt 150 Petabyte (150 000 Terabyte) an Speicherleistung zur Verfügung.
Die Zukunft im Eisschrank
In den Datenzentren von IBM kann bereits jetzt die Zukunft der Datenspeicherung und -verarbeitung betrachtet werden. Während mit der stetigen Miniaturisierung der Transistoren-Technologie aktueller Computer die Industrie an ihre Grenzen stößt, wird hier bereits an der Technologie von morgen geforscht – der Quantencomputertechnik. Anstelle der klassischen binären Unterscheidung von 1 und 0 können die Qubits der Quantentechnologie gleichzeitig verschiedene Zustände annehmen (Superposition) und verschiedene Berechnungen simultan durchführen, für die bei regulären, bitbasierten Verfahren einzelne Durchgänge nötig wären. Dies revolutioniert nicht nur die Möglichkeiten der Kryptografie und Datensicherheit, sondern verringert auch bei Datenbank-Recherchen die Suchzeiten massiv.
Unter den vielen unterschiedlichen Architekturen, die Forschungseinrichtungen momentan weltweit einsetzen, um Quantencomputertechnik zu realisieren, setzt IBM auf eine bestimmte Architektur, in der die Qubits in einer Art Höchstleistungskühlschrank auf knapp über dem absoluten Temperaturminimum gehalten werden. Während die Technologie auf dem heutigen Stand noch unausgereift, instabil und fehleranfällig sowie auch auf lange Sicht nicht für den privaten Einsatz geeignet ist, können gerade Unternehmen, die mit riesigen Datenmengen und Simulationen arbeiten – darunter auch Datenzentren – enorm von der Quantencomputertechnik profitieren.
Das richtige und verantwortungsbewusste Handling von Daten wird mit steigender Komplexität immer relevanter und mehr und mehr Konzerne bieten der Öffentlichkeit Einblick in ihre Rechenzentren und die Funktionsweise ihrer Abläufe im Umgang mit Kunden- und Servicedaten. Auch ein Blick auf die Forschung zeigt, dass schon jetzt nach den Technologien gesucht wird, die den steigenden Datenmengen und Anforderungen der Zukunft in einer Welt der zunehmenden Vernetzung gerecht werden.
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