E-Logistik und die nächste industrielle Revolution
Industrie 4.0, Big Data, etc
Die zunehmende Digitalisierung ist in allen Lebensbereichen spürbar und es wird davon gesprochen, dass die nächste industrielle Revolution bevorsteht. Im 18ten Jahrhundert war es der Webstuhl, zu Beginn des 20ten Jahrhunderts das Fließband und mit der Industrie 4.0 befinden wir uns aktuell mitten in der nächsten industriellen Revolution.
Diese spannende Zeit bietet viele Möglichkeiten und spannende Themen. Ein zentraler Bereich ist in diesem Zusammenhang die Logistik 4.0 und aus diesem Blickwinkel möchte ich Dir die Themenfelder Industrie 4.0, Big Data, Auto-ID und Cyber-Physical Systems näher bringen.
Industrie 4.0
Die Vision von Industrie 4.0 bezieht sich auf vier Dimensionen. (1) Im Bereich der Technik ermöglicht das Internet der Dinge, in Kombination mit smarten Systemen und zunehmender Verschmelzung von Mensch und Maschine, neue Möglichkeiten der Produktion. (2) Dies ermöglicht neuartige Organisationsformen durch z.B. sich selbst steuernde autonome Systeme. (3) Der Mensch benötigt neue Qualifikationen, neue Berufsbilder werden geschaffen, wir werden zukünftig enger mit Maschinen zusammenarbeiten oder sogar durch z.B. Exoskelette mit den Maschinen verschmelzen. (4) Diese neuen technischen Möglichkeiten ermöglichen neue Geschäftsmodelle. Beispielsweise lässt sich die Produktion flexibler gestalten und dies ermöglicht eine höhere Individualisierbarkeit von Produktionen.
Big Data
“Daten sind das neue Öl.” sagte die EU-Politikerin (Meglena Kuneva) bereits im Jahr 2009 und unsere Bundeskanzlerin Frau Dr. Merkel spricht davon, dass Daten die Rohstoffe des 21. Jahrhunderts sind. Und durch das Internet der Dinge, smarte Gegenstände und eine immer stärkere Nutzung von online Diensten, fällt auch eine immer größere Menge an Daten an. Der BITKOM hat die Prognose erstellt, dass die Jährliche Datenmenge von 2006 mit 1.800 Milliarden Giga Byte bis 2020 auf über 100 Zettabytes (100.000.000.000.000.000.000.000 Byte) ansteigen wird. Hier kommt der Begriff Big Data ins Spiel, der zum einen große Datenmengen meint aber nicht nur deren reine Existenz, sondern vielmehr Konzepte, Methoden, Technologien und Tools umfasst, die es ermöglichen einen wirtschaftlichen Nutzen aus diesen Daten zu ziehen – also mit diesen Daten zu arbeiten. Bereits heute begegnet uns Big Data, wenn unser Navigationssystem, anhand der Daten anderer Geräte, eine Rutenoptimierung vornimmt oder ein großer Onlineshop bereits eine Ware in Dein nächstgelegenes Logistikzentrum sendet, da sie davon ausgehen, dass du es heute noch bestellen wirst (“Anticipatory Shipping”).
Auto-ID
Für effiziente Workflows ist es erforderlich die Dinge der realen Welt in der Digitalen Welt abbilden zu können. Eines der Bekanntesten Werkzeuge hierfür sind die Barcodes die uns täglich auf Produkten begegnen. Mit jedem Scanvorgang stehen zusätzliche Daten zur Verfügung und auf diesem Weg lässt sich z.B. eine Logistikkette überwachen. Eine der vielversprechendsten neuen Technologien in diesem Bereich ist die RFID (Radio Frequency Identification) Technologie. Diese ermöglicht eine Datenübertragung ohne direkten Kontakt – nicht einmal Sichtkontakt muss bestehen. Weiterhin können mit einem Scanvorgang mehrere Dinge gleichzeitig erkannt werden. Werden z.B. alle Pakete auf einer Palette mit sogenannten RFID-Tags versehen, können diese mit einem Gabelstapler durch ein Lesegerät gefahren werden, alle Pakete werden gleichzeitig erfasst und die Daten im Backend System gespeichert. Abhängig von den gewählten Tags ist auch ein schreiben von neuen Informationen möglich. Damit bieten sich ganz neue Möglichkeiten Prozesse zu gestalten. Beispielsweise hat eine Supermarktkette mit dieser Technologie in einem Feldversuch 15.000 Bierkästen einer Brauerei mit RFID Tags versehen und interessante Erkenntnisse über die Logistikkette erhalten. (Eine Kiste ist im Durchschnitt 94 Tage unterwegs, davon 3,6 im Supermarkt und 18 Tage beim Verbraucher.)
Cyber-Physical Systems
Wenn in einem Informationsnetz physische Objekte und Prozesse mit viruellen Objekten und Prozessen verknüpft werden, spricht man von Cyber-Physical Systems (CPS). Diese sind die Grundlage der vorangegangenen Themenfelder. Darüber hinaus geht es bis hin zu lokaler Intelligenz und der Fähigkeit zu Adaption dieser CPS (Stichwort “Self-X”). Es gibt unterschiedlichste Anwendungsfelder für diese Systeme. Im Bereich Smart Grid wird durch dezentrale Einheiten mit einer zentralen Steuerung eine bedarfsgerechte Verteilung im Energienetz erzielt und im angeschlossenen Smart Home wird eine effiziente Energienutzung sichergestellt. Auch im Automotive Bereich ist IT ein integraler Bestandteil geworden und die eingebauten Steuergeräte sind untereinander Vernetzt und können auch mit der Außenwelt kommunizieren. Diese Technologien bringen jedoch auch diverse Herausforderungen mit sich. Die komplexen Interaktionen müssen beherrschbar bleiben, die Mensch-Maschine-Schnittstelle muss neu gestaltet werden und es gibt viele Fragen der Sicherheit. Diese Diskussion ist vor kurzem bei einem Unfall mit Todesfolge, den ein selbstfahrendes Auto verursacht hat, erst neu entflammt.
Wenn Dir bisher noch nicht bewusst war, dass Du ein Teil der nächsten industriellen Revolution bist, hat dieser Beitrag hoffentlich Dein Bewusstsein entsprechend geschärft. Und gezeigt welches Potential, auch für Dich persönlich, in dieser Entwicklung steckt. Es wird neue Berufsfelder geben, neue Geschäftsmodelle und insbesondere die Generation der digital Natives in Kombination mit einer guten Ausbildung, können hier ihre Chancen ergreifen!
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