Dmail: E-Mails mit Selbstzerstörungsmodus

Wie funktioniert Dmail?

Die E-Mails, die wir mit Dmail schreiben, werden verschlüsselt: Dabei sind weder die Anhänge noch die Betreffzeile mit eingeschlossen, lediglich der Inhalt des Textfeldes wird verschlüsselt. Anschließend wird dieser verschlüsselte Inhalt auf den Dmail-Servern abgelegt, während der Empfänger unserer Nachricht einen Link erhält – dieser Link enthält die Informationen, an welchem Ort unsere Nachricht abgespeichert wurde und zusätzlich, mit welchem Schlüssel sie zu lesen ist. Die Entwickler geben an, dass die Mails zwar auf ihren Servern gespeichert werden, allerdings nur solange, bis wir entscheiden, sie zu löschen und, selbst wenn wir sie nie löschen, ohne den nötigen Schlüssel – unsere Informationen seien also jederzeit sicher und nicht von Dritten einsehbar. Zusätzlich hat jede versendete Nachricht einen eigenen Schlüssel, um das Risiko, dass jemand anders Zugriff auf Deine Dmails bekommt, zu minimieren – denn er müsste für jede einzelne Nachricht den Ablageort und den Schlüssel kennen.

So viel zur Technik dahinter. Schauen wir uns an, wie das ganze funktioniert.

Die Handhabung

Die Installation und Nutzung von Dmail ist absolut intuitiv und stellt keinerlei Probleme dar: Man lädt sich die Browsererweiterung auf der Dmail Homepage herunter, installiert sie wie gewohnt, startet den Browser neu und schon kann man durchstarten und jede Menge Mails losschicken, die man nachträglich für den Empfänger wieder unleserlich macht. Aber an diesem Punkt lässt sich leider auch schon der erste Haken finden: Dmail ist nur innerhalb des Chrome Browsers nutzbar – Mail Programme wie Outlook oder Thunderbird können (noch) nicht mit den Dmail-Funktionen erweitert werden – womit vermutlich schon ein großer Teil an Kunden verloren gehen dürfte. Eine Weiterentwicklung in diese Richtung ist laut Entwicklern allerdings schon geplant, ebenso wie es nach einer Möglichkeit gesucht wird, auch Anhänge entsprechend zu verschlüsseln und nachträglich nicht mehr zugänglich zu machen – denn das ist zur Zeit auch noch nicht möglich.

Ein weiteres Problem wurde im ersten Teil schon angedeutet: Der Empfänger der Mail erhält einen Link zum Text der Nachricht. Nur Empfänger, die Dmail ebenfalls nutzen, sind dazu in der Lage, die Nachricht innerhalb von Gmail zu lesen. Alle Empfänger ohne die Erweiterung erhalten lediglich eine Nachricht mit einem Link – was bei unbekannten Absendern nicht unbedingt vertrauensfördernd ist und mitunter dazu führen könnte, dass so manche E-Mails gar nicht erst gelesen werden.

Dennoch werfen wir noch einen detaillierteren Blick auf den Ablauf:

Die Funktionalität

Sobald man die Erweiterung installiert hat und sich bei seinem Google-Account angemeldet hat, erscheint beim „E-Mail schreiben“ eine etwas andere Ansicht:

Bildnachweis: Screenshot der Autorin

Wie Ihr am Screenshot oben erkennen könnt, haben wir die Möglichkeit, Dmail an- oder auszuschalten. Sofern es aktiviert ist, können wir dann in den Einstellungen (unten rechts) wählen, ob die gerade geschriebene Mail in einer Stunde, einem Tag oder einer Woche oder nie gelöscht werden soll. Bei unserem ersten Test haben wir angegeben, dass unsere Mail nach einer Stunde unleserlich gemacht werden soll. Und es funktioniert tatsächlich:

Bildnachweis: Screenshot der Autorin

Das hier ist die Mail direkt nach dem Verschicken: Es erscheint ein Link.

Bildnachweis: Screenshot der Autorin

In einem neuen Tab öffnet sich ein simples Textfeld mit dem Text unserer Nachricht.

Bildnachweis: Screenshot der Autorin

Eine Stunde nach dem Absenden funktioniert der Link plötzlich nicht mehr, wir werden auf diese Seite weitergeleitet.

Die Betreffzeile bleibt allerdings weiter sichtbar – falls Ihr also schon im Betreff angekündigt habt, um was es geht, so kann diese Information nicht mehr rückgängig gemacht werden, auch nicht, wenn die E-Mail unleserlich gemacht wurde.

Bei unserem zweiten Test haben wir „Nie“, die automatische Voreinstellung, ausprobiert. Nie heißt in diesem Fall, dass kein automatischer Selbstzerstörungsmodus eingestellt ist. Allerdings kann man durch einen „Revoke“ Button, der bei den via Dmail gesendeten E-Mails auftaucht, seine Nachricht jederzeit manuell widerrufen.

Bildnachweis: Screenshot der Autorin

Sobald man im “Gesendet”-Ordner bei der betroffenen Nachricht Revoke angeklickt hat, wird der Link wie im ersten Test ungültig und lediglich die Betreffzeile bleibt sichtbar.

Was halten wir davon?

Unser Fazit zu Dmail ist: Die Idee ist gut und sicher auch nützlich, die Umsetzung ist aber leider noch nicht ganz filmreif. Zu diesem Zeitpunkt gibt es einige Mängel, die nicht ganz unerheblich sind. Dazu gehört unter anderem, dass der Empfänger auf einen Link klicken muss, um eine Nachricht lesen zu können – was bei unbekannten Absendern durchaus zu Argwohn führen kann. Abgesehen davon bleiben auch nach unleserlich machen der Nachricht der Absender sowie die Betreffzeile sichtbar, was in vielen Fällen keine wirkliche Lösung des Problems darstellt. Dass man das Programm nicht innerhalb eines E-Mail-Programms nutzen kann, dürfte auch dazu führen, dass sich eine Nutzung vorerst nicht durchsetzt, weil es schlicht und ergreifend zu unbequem ist, E-Mails immer im Browser zu verfassen. Nützlich könnte Dmail allerdings sein, um Informationen zu verschicken, bei denen man sich nicht darauf verlassen möchte, dass das Gegenüber sie auch nach Nutzung wieder löscht, für den Fall, dass ein Dritter Zugriff auf das Postfach des Empfängers bekommt. Bis Dmail also reif ist für die große Bühne dürfte noch etwas Zeit vergehen, aber die Grundidee gefällt uns schon einmal.

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