Selbstständig oder als Freelancer in der IT-Branche starten: Was ist die bessere Wahl?
Der beste Weg für Neulinge
Ganz gleich, ob ein junger Mensch mit IT-Ambitionen sich noch in seiner Schulzeit befindet, ob er in einer IT-thematischen Berufsausbildung steckt oder auf dem Weg ist, eine Hochschullaufbahn zu absolvieren: Irgendwann wird es zwingend notwendig, sich mit den harten Fakten des künftigen Berufsalltags zu befassen. Neben den Details des konkret ausgeübten Berufsbildes gehört es auch dazu, sich die Frage zu stellen, in welcher Arbeitsform der Job ausgeübt werden soll.
Zur Wahl stehen sowohl das klassische Angestelltenverhältnis als Mitarbeiter wie die Selbstständigkeit als Freiberufler oder Gewerbetreibender. Alle Varianten können mit diversen Vor- und Nachteilen aufwarten, über die die folgenden Zeilen in aller Ausführlichkeit informieren.
Der große Unterschied zwischen Angestellten, Freiberuflern und Gewerbetreibenden
Die Art und Weise, wie ein IT-Talent seine Fähigkeiten zu Geld macht, ist selbst innerhalb eines Berufsbildes davon geprägt, in welchem Verhältnis es zu seinen Auftraggebern steht. Grundsätzlich haben wir es hier mit drei unterschiedlichen Verhältnissen zu tun:
- Als Angestellter. Das heißt, man befindet sich in einem festen, vertraglich abgesicherten Verhältnis als Arbeitnehmer. Es gibt einen Arbeitgeber in Form eines Gewerbetreibenden oder eventuell eines Freelancers. Dieser hat die alleinige Weisungsbefugnis über das, was der Angestellte für wen in welchem Umfang zu leisten hat. Dafür gibt es ein festgelegtes Monatsgehalt, welches je nach vertraglicher Ausgestaltung um zusätzliche Boni (beispielsweise leistungsbezogen) ergänzt werden kann. Typischerweise erfolgt die Arbeit an einem festen Ort, kann aber auch je nach Beruf als Außendienstmitarbeiter ausgeübt werden.
- Als Freelancer/Freiberufler/Freischaffender. Hierbei ist man selbst sein eigener Herr und (steuer-)rechtlich als Freiberufler eingestuft, das heißt als selbstständiger Unternehmer. Das wichtigste Merkmal des Freelancers ist, dass er typischerweise von Firmen bzw. Auftraggebern anstelle eigener Angestellter gebucht wird. Er arbeitet deshalb meist auftragsbezogen, unterliegt währenddessen nur einer geringen Befehlsgewalt seiner Auftraggeber, arbeitet häufig auch mit deren Angestellten zusammen, ist aber grundsätzlich deutlich freier aufgestellt. Das bedeutet auch, dass es nötig ist, sich seine Auftraggeber zu suchen und mit anderen IT-Freelancern in Konkurrenz zu stehen.
- Als Gewerbetreibender. Hierbei handelt es sich um ein etwas komplexes Thema, denn vielfach bestehen die Unterschiede zum Freelancer nur in steuerrechtlicher Hinsicht – ein Gewerbetreibender muss Gewerbesteuern zahlen, wo es ein Freiberufler nicht tun muss. Häufig (aber nicht grundsätzlich!) unterscheidet sich die Arbeit durch einen noch höheren Selbstständigkeitsgrad. Als Beispiel: Ein Freelancer würde für einen Auftraggeber eine Software programmieren, wohingegen ein Gewerbetreibender ohne spezifischen Auftrag eine Software erstellt und diese unter seinem Firmennamen vermarktet. Grundsätzlich ist hier jedoch gerade in der IT-Branche eine Unterscheidung häufig schwierig und besteht nur auf dem Papier, nicht jedoch im Arbeitsalltag.
Eine Gewerbeanmeldung ist in der IT nur in wenigen Sektoren zwingend notwendig, etwa beim Verkauf von Hard- und Software. Typische Beratungstätigkeiten sind dagegen überwiegend freischaffend.
Tatsächlich verhält es sich in der Praxis oftmals so, dass das Finanzamt entscheidet, ob eine Person als Freiberufler oder Gewerbetreibender agiert. Wichtig dafür ist nicht zuletzt die Liste der sogenannten Katalogberufe bzw. ähnlicher Katalogberufe – just, weil diese Listen naturgemäß unvollständig sind und die ähnlichen Katalogberufe auch recht unspezifisch, gibt es immer wieder politische und gerichtliche Streitigkeiten.
Übrigens: Der Begriff Selbstständigkeit bleibt davon vollkommen unberührt. Als Selbstständiger wird jeder bezeichnet, der eine eigenverantwortliche Tätigkeit mit Gewinnerzielungsabsicht ausübt bzw. auf derartiger Grundlage Services nach eigenem Gutdünken an Interessenten offeriert.
Allerdings sei auch angemerkt, dass im Bereich der meisten möglichen IT-Berufe typischerweise eine freischaffende Tätigkeit gegeben ist. Aufgrund dessen fokussiert sich auch der restliche Artikel auf die prinzipiellen Unterschiede zwischen Angestellten und Freiberuflern, die sich so auch auf Gewerbetreibende umlegen lassen.
Welche Jobs bietet die IT-Branche für Selbstständige bzw. Freiberufler und Angestellte?
Wer sich auch nur auf einem oberflächlichen Level mit der IT-Branche befasst, wird feststellen, dass diese von hoher Diversität geprägt ist; dass es also nicht nur viele verschiedene Oberkategorien von Berufsfeldern gibt, sondern dass diese sich je nach fachlicher Ausrichtung auch noch in diverse Unterkategorien aufteilen. Dies zeigt auch unsere Liste der IT-Berufe.
Doch gibt es Berufe oder Tätigkeiten, die nur Selbstständigen offenstehen? Klares Nein. Denn die Digitalisierung ist längst so fortgeschritten, dass es fast immer die Option gibt. Das heißt, für jede mögliche Tätigkeit lässt sich fast immer der Weg eines Angestellten oder eines Freelancers gehen, wenngleich bei ersterem die Auswahl häufig eingeschränkter ist. Ferner gilt, dass es (in einem gewissen Rahmen) immer möglich ist, vom Angestellten zum IT-Freelancer zu wechseln oder den umgekehrten Weg zu gehen.
Ferner gilt, dass es (in einem gewissen Rahmen) immer möglich ist, vom Angestellten zum IT-Freelancer zu wechseln oder den umgekehrten Weg zu gehen.
Die Vor- und Nachteile eines Angestelltenverhältnisses in der IT-Branche
Ein erheblicher Teil aller deutschen Steuerzahler sind Angestellte. Doch genügt dies auch als schlagkräftiges Argument für ein Angestelltendasein in der IT-Branche? Keineswegs, denn nur weil viele diesen Weg gehen, heißt es nicht, dass er für jeden Charakter passt.
Die Vorteile eines Angestelltenverhältnisses
Was ist der mit Abstand größte Vorteil des Angestelltendaseins? Es ist Sicherheit, und zwar auf mehreren Ebenen. Wer in Deutschland einen Angestelltenvertrag mit einem Arbeitgeber unterzeichnet, begibt sich unter einen dichtschließenden Schutzschirm:
- Das Gehalt unterliegt dem Mindestlohn, ist jenseits davon Verhandlungssache und orientiert sich je nach Arbeitgeber und Branche auch an Tarifverträgen mit Gewerkschaften. Vor allem aber muss der Arbeitgeber das Gehalt jeden Monat überweisen. Das sorgt dafür, dass Angestellte hohe finanzielle Planbarkeit haben.
- Wenn die maximal sechs Monate Probezeit absolviert wurden, gibt es einen recht hohen Kündigungsschutz. Damit ein Selbstständiger einen Angestellten entlassen kann, muss er gute Gründe vorlegen.
- Angestellte zahlen ohne Wenn und Aber in die gesetzlichen Rentenkassen ein, sind in der gesetzlichen Krankenversicherung – und in beiden Fällen muss ihr Arbeitgeber einen gesetzlich vorgegebenen Anteil entrichten.
- Auf den Schultern von Angestellten lastet keinerlei unternehmerisches Risiko. Einmal abgesehen von vertraglich vereinbarten Konventionalstrafen ist das Schlimmste, das ihnen passieren kann, ein Verlust dieser Anstellung.
Zu dieser großen Sicherheit kommt noch hinzu, dass Angestellte sich auch in der IT darauf verlassen können, dass es einen gesetzlichen Rahmen für ihre Arbeits-, Ruhe- und Urlaubszeit gibt. Auch von dieser Seite aus herrscht größere Planbarkeit und haben viele IT-Angestellte eine (automatisch) gute Work-Life-Balance.
Typischerweise gehört es überdies auch in den meisten Unternehmen dazu, dass das Angestelltendasein automatisch mit Teamarbeit, Kollegen und somit nicht nur Sozialkontakten, sondern auch gegenseitigem Austausch und Hilfe bei Problemen einhergeht.
Die Nachteile eines Angestelltenverhältnisses
In praktisch jedem Angestelltenverhältnis gilt der Grundsatz, dass Sicherheit zuungunsten von Freiheit eingetauscht wird. Doch auch abgesehen von dieser Tatsache hat das Angestelltendasein für IT-Spezialisten nicht nur Vorteile:
- Das Angestelltengehalt liefert selten das finanzielle Maximum dessen, was angesichts der geleisteten Arbeit möglich wäre. Das gilt ganz besonders für junge IT-Talente ohne langjährige Routine. Sie müssen sich meist mit einem berufsüblichen Basisgehalt begnügen, welches erst mit der Zeit steigt – und auch langjährige Routiniers bekommen selten so viel, wie ihre Leistung auf dem freien Markt wert wäre.
- Zwar gibt es je nach Vertragsgestaltung zusätzliche Boni, generell ist eine Festanstellung jedoch auch hierbei davon geprägt, dass sich zusätzliche Leistung typischerweise längst nicht so zum Vorteil des Arbeitnehmers wie des arbeitsgebenden Unternehmens niederschlägt – beispielsweise eine vorzeitige Fertigstellung eines Programmierauftrags.
- Der Arbeitgeber hat eine enorm große Weisungsbefugnis zwischen der Art der Arbeit, wie, womit und für wen Projekte ausgeführt werden müssen, den Teammitgliedern und auch dem Arbeitsort und den -zeiten. Angestellte haben sich zu fügen oder sehen arbeitsrechtlichen Konsequenzen entgegen.
- Eine Stelle zu bekommen, ist häufig leider nicht nur an die Fähigkeiten eines Bewerbers geknüpft, sondern aufgrund der langfristigen Natur häufig an persönliche Zu- und Abneigungen. Praktisch täglich kommt es vor, dass Bewerber nur deshalb abgelehnt werden, weil ihr Persönlichkeitsprofil nicht zum Unternehmen passt – hinter diesem Begriff kann sich sehr vieles verbergen, was kaum in der Macht eines Bewerbers liegt.
- Angestellter zu sein bedeutet auch Routine. Diese kann zwar ein Vorteil sein, aber gerade in der so schnelllebigen IT-Branche auch ein gehöriger Nachteil. Denn wer jahrelang in ein und demselben Unternehmen arbeitet, verliert oftmals den Anschluss an das, was außerhalb davon passiert.
Zudem ist es auch eine Tatsache, dass dadurch praktisch jedes Angestelltenverhältnis ausnehmend starr ist. Das kann selbst diejenigen Dinge ins Negative verkehren, die eigentlich aufseiten der Vorteile gelistet sind: Zwar ist es natürlich schön, als Angestellter in Vollzeit einen gesetzlichen Mindestanspruch auf 24 Urlaubstage zu haben; mehr ist jedoch typischerweise auch dann nicht drin, wenn die Umstände es eigentlich gestatten. Das heißt, in vielen Unternehmen ist auch dann Präsenz und „irgendeine“ Tätigkeit gefordert, wenn gerade Flaute herrscht.
Die Vor- und Nachteile einer Selbstständigkeit/Freiberuflichkeit in der IT-Branche
In vielen Sparten sind die Angestellten gegenüber den Selbstständigen deutlich in der Überzahl. Doch in der IT-Branche ist es schon seit einigen Jahren anders und wird auch immer deutlicher. Für das Jahr 2019 kam eine großangelegte Studie über IT-Freelancer zu dem Ergebnis, dass etwa 55 Prozent aller IT-Projekte durch Externe durchgeführt wurden, also nicht durch firmeninterne Angestellte – das Verhältnis war auch schon in den Jahren zuvor konstant gestiegen.
Den prozentualen Löwenanteil dieser extern vergebenen Projekte machten die selbstständigen Profis aus, also IT-Freelancer, mit 22,3 Prozent, wohingegen Dienstleister, also externe IT-Firmen, nur 15,8 Prozent der Arbeiten machten.
Die Vorteile einer Selbstständigkeit
Für Auftraggeber ist der Vorteil von IT-Freelancern der, dass diese flexibler eingesetzt werden können und langfristig deutlich weniger kosten. Doch wie sehen die Vorteile für die Freischaffenden aus?
- Abermals ist die Vergütung nur Verhandlungssache. Allerdings kann diese durch den Auftraggeber völlig anders bewertet werden – er muss das Geld ja nur bis zum Projektabschluss zahlen, nicht für womöglich Jahre. Dementsprechend liegt der Nettoverdienst von IT-Freelancern im Schnitt um rund ein Drittel bis die Hälfte höher als der von Angestellten.
- In der IT gestaltet sich der Weg in die Selbständigkeit zu Beginn etwas einfacher, da dort nur wenige Anschaffungen notwendig sind und sich das Startkapital somit in Grenzen hält. Darüber hinaus ist der richtige Weg zum Erfolg vor allem von persönlichen Softskills wie einer realistischen Erwartungshaltung, sauberen Kalkulationen und nicht zuletzt Disziplin geprägt. Das macht es unterm Strich vielfach deutlich einfacher, selbstständig zu werden als sich gegenüber zahlreichen Bewerbern für eine begehrenswerte Angestelltenposition durchzusetzen – meist sogar über mehrere Bewerbungsrunden.
- Freelancer in der IT leben ein deutlich abwechslungsreicheres Arbeitsleben. Dadurch, dass sie nur projektbezogen gebucht werden, lernen sie in einem gegebenen Zeitraum ungleich mehr Unternehmen, Firmenphilosophien und natürlich auch IT-bezogene Tätigkeiten kennen. Sie flechten Netzwerke und können sich so Stück für Stück einen Pool an Auftraggebern erschaffen, der nicht nur für sich selbst für eine sichere Auftragslage sorgt, sondern durch Mundpropaganda und Weiterempfehlungen auch ein enorm starker Multiplikator sein kann.
- Die Auftragspolitik für Freischaffende ist in den meisten Unternehmen eine völlig andere. Aufträge werden typischerweise streng nach Fähigkeiten und Referenzen erteilt, weit weniger nach anderen Skills, auf die Firmen bei Angestellten achten –diese Fähigkeiten sind selbst für junge IT-Spezialisten verhältnismäßig leicht binnen kurzer Zeit zu bekommen, sodass auch an Lebensjahren junge Freischaffende erstaunlich gutdotierte Aufträge bekommen können.
- Ein Freelancer kann sich frei entscheiden, was er für wen zu welchen Konditionen erledigt und auf welchem Weg er das tut. Und gibt es beispielsweise schlechte Erfahrungen mit einem Auftraggeber, hat ein Freischaffender auch die Freiheit, dessen nächste Anfrage schlicht abzulehnen – mit einer entsprechenden Ausrede sogar, ohne dass dabei Nachteile für die Reputation zu befürchten sind.
- Die Bezahlung erfolgt streng nach Leistungen und Zeit. Wer mehr liefert oder weniger Zeit benötigt, darf sich typischerweise zu den attraktiven Salären noch über üppige Boni freuen – hier kann man mit Fug und Recht behaupten, dass Leistung sich für Freelancer buchstäblich auszahlt.
- Freelancer können sich sowohl die Arbeit innerhalb eines Projekts wie über das ganze Jahr verteilt so legen, wie sie allein es für richtig befinden. Projekte sind häufig ergebnisorientiert und geben beispielsweise nur eine End- bzw. einige Zwischen-Deadlines vor. Dadurch lässt sich jeder Arbeitstag deutlich freier nach den eigenen Bedürfnissen gestalten. Und befindet ein Freelancer beispielsweise im September, dass er für dieses Jahr genug gearbeitet hat, dann steht es ihm auch völlig frei, sich ein paar Monate Auszeit zu gönnen – und durch die Natur vieler IT-Berufe ist es auch problemlos möglich, seiner Arbeit dort nachzugehen, wo es am schönsten ist; nicht zwingend in einem Bürogebäude.
Zuletzt muss auch hier die Freiheit der Absicherung betrachtet werden. Zwar können Freischaffende längst nicht auf ein so fürstliches Sicherungsnetz wie Angestellte vertrauen. Wohl aber können sie in Sachen Altersabsicherung, Krankenversicherung und dergleichen selbst entscheiden, wem sie was für welche Dienstleistung bezahlen möchten. Es gibt kaum staatliche Zwänge und Vorgaben.
Die Nachteile einer Selbstständigkeit
Freiheit und Sicherheit liegen immer in zwei unterschiedlichen, aber miteinander verbundenen Waagschalen. Wird der einen mehr zugegeben, wird die andere automatisch leichter.
In diesem Sinne ist Selbstständigkeit davon geprägt, auch im negativen Sinn auf sich allein gestellt zu sein:
- Selbst wenn IT-Freelancer typischerweise viel in Unternehmen arbeiten, so sind sie doch in der Praxis oftmals außen vor, was das Soziale anbelangt. Das gilt selbst dann, wenn sie im Rahmen des Projekts inhouse bei ihrem Auftraggeber arbeiten. Sie stehen außerhalb des angestellten Kollegenkreises, finden deshalb oft keinen richtigen Anschluss. Das birgt durchaus das Risiko für eine gewisse berufliche Vereinsamung.
- Projekte haben oftmals sehr hohe Workloads. Das heißt, arbeitnehmerfreundliche Arbeitszeiten sind in der Praxis teilweise nicht möglich. Zusammen mit der sozialen Isolation entsteht somit bei manchen Freelancern eine mehr oder weniger starke Einsamkeit.
- Das Geld fließt für Freischaffende nur dann, wenn sie arbeiten. Egal ob es die Phasen zwischen zwei Aufträgen sind oder auch Krankheit: Solange ein IT-Freelancer nicht am Computer sitzt, bekommt er keinen Cent. In der Praxis ist es deshalb nötig, jederzeit ein voluminöses Finanzpolster zu besitzen; speziell, um Phasen schlechter Auftragslage abfedern zu können.
- Angestellte könnten auf die Buchhaltung ihres Arbeitgebers vertrauen. Freelancer hingegen müssen ihre eigene Buchhaltungsabteilung sein. Das macht es nicht nur nötig, sich weit von der IT entfernte Fähigkeiten anzueignen (und aktuell zu halten), sondern bedingt noch mehr Arbeitszeit, die dafür aufgewendet werden muss.
In der Praxis haben Freischaffende deshalb deutlich mehr Flexibilität und Freiheit, sie müssen aber auch mit den dadurch unzweifelhaft einhergehenden Härten umgehen können.
Fazit für junge IT-Talente: Angestellter oder Freischaffender?
Angesichts dieser langen Liste von Vor- und Nachteilen stellt sich natürlich nun die Frage, welchen Weg junge Menschen in ihren frühen Zwanzigern zu Beginn des Berufslebens gehen sollten? Grundsätzlich sollte dazu zunächst der eigene Charakter eruiert werden, dazu auch die eigenen Werte. Was ist wichtiger: Freiheit oder Sicherheit? Nicht jeder ist (in seinem jetzigen Alter) zum Freelancer geboren. Bei manchen wächst diese Reife und Fähigkeit zur Eigenverantwortung erst mit der Zeit, bei anderen kommt sie auch nie – ohne dass dieser Mangel ein Makel wäre!
Vor allem aus Sicht junger Menschen am Anfang des Berufslebens sollte nach Möglichkeit noch während der Ausbildung in beide Arbeitsweisen hineingeschnuppert werden – Firmen vergeben ebenso Praktika, in denen sich das Angestelltendasein austesten lässt wie manche Freelancer ebenfalls Praktikanten aufnehmen, um ihnen den Arbeitsalltag näherzubringen.
Wer sich dann immer noch nicht sicher ist, sollte besser zunächst auf die „sichere Karte“ setzen und als Angestellter arbeiten. Für die eigenen vorzeigbaren Berufserfahrungen ist das sicher kein Nachteil. Vor allem aber lässt sich auf diese Weise praxisnah ergründen, ob einem die Differenz von Brutto- zu Nettolohn, das Arbeitsumfeld in einer Firma oder die deutlich geringeren Freiheiten wirklich schmecken.
Und sollte nach ein, zwei, drei Jahren immer noch der „Hunger nach Freiheit“ ungestillt sein, lässt sich durch das sichere Angestelltengehalt problemlos das nötige Startkapital ansparen, lassen sich Dinge eruieren, die man einfach besser machen würde und lassen sich nicht zuletzt Netzwerke flechten, durch die nahtlos eine Selbstständigkeit in die Wege geleitet werden kann. Allerdings: Zu lange sollte man mit der Entscheidung nicht warten; bei vielen sinkt sonst mit den Jahren der Freiheitshunger immer stärker.
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