Master Sozialinformatik: “IT-Verantwortung in sozialen Organisationen”

Professor Kreidenweis über den Master Sozialinformatik

Sozialinformatik studieren! Hört sich spannend an. Im vergangenen Jahr haben wir daher diesen exotischen Studiengang in unserem Blog vorgestellt. Heute verschafft Euch Professor Helmut Kreidenweis Einblick in den Master Sozialinformatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Wir haben uns mit ihm unterhalten.

Hallo Herr Kreidenweis, bitte stellen Sie sich unseren Lesern kurz vor.


Helmut Kreidenweis

Guten Tag, ich heiße Helmut Kreidenweis und bin seit fast 10 Jahren Professor für Sozialinformatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Ursprünglich habe ich Soziale Arbeit studiert und unter anderem in der Jugendhilfe gearbeitet. Sieben Jahre war ich in einer Softwarefirma für das Produktmanagement und Marketing einiger Programme für soziale Organisationen zuständig, bevor ich mich als IT-Berater für die Sozialwirtschaft selbständig gemacht habe. Diese kleine Beratungsfirma ist noch heute mein praktisches Standbein, das mir sehr wichtig ist, um die Balance zwischen Theorie und Praxis zu halten.

Was hat Sie persönlich dazu bewegt, im Bereich der Sozialinformatik zu lehren?

Das waren vor allem meine Erfahrungen in der Softwarefirma, aber auch in meiner späteren Beratungstätigkeit. Ich kam und komme dort sehr häufig mit Menschen in Kontakt, die zwar die IT irgendwie für ihre Arbeit nutzen wollten, aber aufgrund ihrer Ausbildung in einem sozialen Beruf einfach nicht das nötige Knowhow dafür mitbringen. Die Betriebswirte in den Organisationen können das zwar teilweise, sie denken aber oft nur an das Rechnungswesen oder die Finanzbuchhaltung. Mir geht es immer darum, mit IT einen Wertbeitrag für die gesamte Organisation zu leisten, also sowohl für die Arbeit der Pflegekräfte und Sozialarbeiter, als auch für die Verwaltungs- und Führungsebenen.

Für welche Berufe bildet das Studium der Sozialinformatik aus?

So wie wir das Studium der Sozialinformatik in Eichstätt konzipiert haben, bildet es dafür aus, IT-Verantwortung in sozialen Organisationen zu übernehmen. Solche Stellen werden gewöhnlich mit „IT-Leitung“ oder „IT-Koordination“ bezeichnet, der in der gewerblichen Wirtschaft gängige Begriff des CIO – Chief Information Officer – hat sich in der Sozialbranche bislang nicht durchgesetzt. Aufgrund der Unternehmensgröße haben wir es hier auch meist mit kleineren IT-Teams als in der Industrie zu tun.

Womit hebt sich das Studium der Sozialinformatik an der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt von vergleichbaren Studiengängen an anderen Standorten ab?

Das ist vor allem die klare Orientierung auf das IT-Management und den Wertbeitrag der IT. Natürlich gehören auch technische Themen wie Datenbank-Design und Netzwerkadministration dazu, die das nötige Gesamtverständnis von IT schaffen bzw. abrunden. Der Fokus liegt aber klar darauf, die IT-Nutzung so zu gestalten, dass sie einen Nutzen für die Unternehmen bringt. Hier spielen beispielsweise die Mitgestaltung von IT-gestützten Geschäftsprozessen oder der gezielte Einsatz branchenspezifischer Software eine wichtige Rolle. Bei der Auswahl der Dozenten achten wir sehr darauf, dass sie neben dem nötigen IT-Knowhow auch Wissen darüber mitbringen, wie soziale Organisationen ticken und was sie benötigen.

Programmierung spielt bei uns dagegen eine untergeordnete Rolle. Deutlich wichtiger ist uns beispielsweise, dass die Sozialinformatiker mit den Entwicklern kompetent kommunizieren können um ihnen zu sagen, was in der Organisation benötigt wird.

Für wen ist der Master in Sozialinformatik interessant?

Der Master ist für zwei Zielgruppen interessant: Einmal sind es Menschen, die bereits IT-Verantwortung in sozialen Organisationen tragen, aber beispielsweise als Quereinsteiger in diese Position gekommen sind und nun ihr Wissen systematisch fundieren und erweitern möchten. Die zweite Gruppe sind Absolventen verschiedener Bachelor- oder Diplom-Studiengänge, die etwa schon in sozialen Einrichtungen arbeiten, aber sich in Richtung einer IT-Tätigkeit weiter entwickeln möchten. Das können beispielsweise Menschen aus sozialen Berufen oder mit betriebswirtschaftlichem Hintergrund sein. In unseren Eingangsmodulen ergänzen wir je nach persönlichem Hintergrund das Wissen der Studienteilnehmer in Informatik, Sozialer Arbeit oder Sozialmanagement, so dass wir auf einem ähnlichen Wissenslevel aller Teilnehmer starten können.

Interessenten beraten wir gerne persönlich, ob dieser Studiengang für sie geeignet ist.

Vielen Dank für Das Interview!

Rückmeldungen