Die Bedeutung von Analyse und Statistik für Webentwickler
Beim Thema Webentwicklung schießen einem zunächst das Erstellen von Webseiten und Webanwendungen, Frameworks und Webdesign in den Kopf. Dass für erfolgreiche Webentwicklung und weitergehend den erfolgreichen Betrieb einer Webanwendung Analysefähigkeiten und die statistische Auswertung des Nutzerverhaltens essentiell sind, wird oft vergessen.
Wieso sind Analyse und Zahlen so wichtig?
Webanwendungen und Webseiten – nein das ganze Internet – stehen exemplarisch für die fortschreitende Digitalisierung der Lebenswelten. Und sie führen perfekt vor Augen, welche Möglichkeiten (aber auch Fallstricke!) der zahlenbasierten Auswertung und Optimierung .
Man ist nicht mehr auf ungenaue bzw. häufig nicht eindeutig interpretierbare qualitative Methoden angewiesen, sondern kann diese mit glasklaren und belastbaren quantitativen Auswertungen ergänzen – oder in vielen Bereichen auch ersetzen (was natürlich nicht bedeutet, dass je nach Anwendungsfall auch qualitative Methoden zielführend(er) sein können).
Qualitative Analyse:
Die qualitative Analyse ist ein Ansatz zum Verstehen und Interpretieren von Daten, der sich darauf konzentriert, die zugrunde liegende Bedeutung hinter den Daten zu verstehen. Es verwendet qualitative Methoden wie Interviews, Fokusgruppen und Umfragen, um Einblicke in die Einstellungen, Überzeugungen und Verhaltensweisen von Menschen zu gewinnen. Die qualitative Analyse wird verwendet, um Muster in Daten zu identifizieren, die mit der quantitativen Analyse nicht erkennbar sind. Es kann helfen, zugrunde liegende Motivationen aufzudecken und ein tieferes Verständnis eines bestimmten Phänomens zu vermitteln.
Quantitative Analyse:
Quantitative Analyse ist die Verwendung mathematischer und statistischer Methoden, um Daten zu analysieren und Schlussfolgerungen daraus zu ziehen. Es beinhaltet die Sammlung, Organisation, Interpretation und Präsentation numerischer Daten, um Muster und Trends zu identifizieren. Die quantitative Analyse kann verwendet werden, um Vorhersagen über zukünftige Ergebnisse auf der Grundlage vergangener oder aktueller Daten zu treffen.
Während die Erstellung einer Webanwendung oder Webseite ein subjektiver Schaffungsprozess sein kann, sollte er doch auch zahlengetrieben erfolgen. Das beginnt bei der Verwendung von Technologien oder Frameworks, wo eine weite Verbreitung eines System z.B. schon Rückschlüsse auf Wartbarkeit und Erweiterbarkeit bzw. Flexibilität geben kann und hört bei der Optimierung des Webdesigns bzw. der Nutzerführung mit dem Ziel einer – messbaren – optimalen Benutzbarkeit und eines optimalen Benutzererlebnisses nicht auf.
Das regelmäßige Auswerten von Zahlen ist nicht sowohl in Puncto Sicherheit interessant, aber kann im Bereich der Conversionoptimierung über Erfolg und Misserfolg eines ganzen Unternehmens entscheiden.
Hinterfrage deine Entscheidungen nach der Messbarkeit: In der (Web-)Entwicklung lassen sich unfassbar viele Daten erheben und auswerten. Im Rahmen eines kontinuierlichen Verbesserungsprozesses sollten Entscheidungen immer auf einer zahlenbasierten und messbaren Analyse und Messbarkeit erfolgen.
Ein kleines Gedankenexperiment on top:
Über die Analyse einzelner Webseiten und die Auswertung der Daten durch die Betreiber, bietet die Nutzung der Webseiten insgesamt einen enormen Datenschatz, der bei zentralisierter Auswertung eine Analyse und gezielte Rückschlüsse auf das Verhalten, die Entwicklung – und Wirkeffekte sowie potentielle Maßnahmen (und leider auch Manipulation) ganzer Gesellschaften ermöglicht.
Mittlerweile nutzen z.B. über 80% der Deutschen das Internet täglich. Man kann damit – und das ist auch der Kritikpunkt an Google, Amazon, Facebook und Co – quasi eine Gesellschaft b zw. deren Verhalten in Echtzeit analysieren. Dieser Datenschatz in zentraler Hand bietet enorme Potentiale, aber – sowohl in privater als auch öffentlicher Hand – durchaus auch Risiken und Missbrauchspotentiale.
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Man sieht hier sehr gut, wie wichtig umfassende Kenntnisse für Webdeveloper und die Webentwicklung sein können. Diese Kenntnisse werden in einer Ausbildung oder einem Studium zum Webdeveloper vermittelt.
Welche Analysebereiche und Möglichkeiten gibt es?
Auswertung von Logs
Für den sicheren und verlässlichen Betrieb einer Webanwendung ist es wichtig, die Logs der Anwendung zu konfigurieren und auszuwerten. So lassen sich mit Hilfe der Logs Fehler im Code der Webseite ebenso erkennen, wie verdächtige und gehäufte Zugriffe (Stichwort: DoS-Attacken) erkennen. Auch für die Optimierung von Ladezeiten, um dem Besucher schnell eine performante Webseite auszuliefern, spielen Logs eine wichtige Rolle.
Für die automatisierte Logauswertung gibt es sogar eine Reihe von Tools.
Übrigens: Auch Google und andere Suchmaschinen mögen fehlerfreie Webseiten, die sich z.B. an geltende Webstandards halten, lieber, als solche, die viele Fehler aufweisen.
Auswertung von Nutzerverhalten auf der Webseite
Wohl einer der wichtigsten Punkte überhaupt. Denn hier hast du den uneingeschränkten Blick. Du kannst – rein technisch betrachtet – das Verhalten der Nutzer deiner Webanwendung oder Webseite aus der Vogelperspektive quasi umfassend erfassen und analysieren (Achtung: Nicht alles, was geht, ist auch erlaubt!).
Die möglichen Erkenntnisse sind enorm und können den Erfolg der ganzen Webanwendung bzw. Webseite beeinflussen.
Auswertung von Offsite-Faktoren
Eine Webseite oder Webanwendung steht niemals alleine da. Sie ist Teil eines umfassenden Netzwerks, das schier unendliche Informationen enthält: Das Internet. Und in den Weiten dieses Internets gibt es eine Reihe an Signalen, die auf deine Webseite zurückführen. Das fängt bei klassischen Verlinkungen an, geht über Erwähnungen auf Social-Medaia-Plattformen und endet bei Bildersuchen. Es lohnt sich all diese Faktoren im Blick zu haben und auszuwerten, da sie maßgeblich die Sichtbarkeit von Webanwendungen und Webseiten in den großen Suchmaschinen (allen voran google) beeinflussen.
Auswertung von Onsite-Faktoren
Hierzu gehören zum Beispiel das Messen und Analysieren der Ladezeiten einer Webseite/Webanwendung. Oder das Analysieren des veröffentlichten Inhalts.
Wieso ist die Statistik essentiell?
Grundkenntnisse und richtig angewandtes Testing und parallele quantitative Auswertung von Tests und Nutzerverhalten sind immens wichtig. Vor allem Statistische Methodiken sollten sicher beherrscht werden, um falsche Rückschlüsse zu verhindern.
Hypothesengetriebenes Testing gibt der quantitativen Analyse zugleich noch eine Fokussierung und Priorisierung, welche Erkenntnisse für die jeweilige Anwendung/Webseite besonders wichtig sind.
Was ist dabei außerdem zu beachten? Stichwort Datenschutz und Co.
Da es bei der Webentwicklung zunächst primär um quantitative Analyse geht, müssen für valide und belastbare Aussagen viele Datenpunkte und damit das Verhalten vieler – wenn nicht aller – Webseitenbesucher oder Webanwendungsnutzer analysiert werden. Damit lässt sich ein Einblick in privates Surfverhalten und eine Art der “Dauerüberwachung” realisieren. Daher ist es umso wichtiger – und für die für Webdeveloper relevanten Analyseergebnisse auch gar nicht relevant – die Datenpunkte wirksam zu anonymisieren. Das ist mittlerweile auch in vielen Bereichen vom Gesetzgeber vorgeschrieben. So sollte die Verwendung von Analysetools wie google Analytics und Co – also von Drittanbietern – durchaus gut überlegt sein. Im Zweifel sollte der Rat eines (Rechts-)Experten hinzugezogen werden.
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